Der berühmte amerikanische Traum lautet: Vom Tellerwäscher zum Millionär. Aber auch hierzulande gibt es zahlreiche Erfolgsgeschichten von Unternehmern, die es mit bescheidenen Mitteln schafften, große Firmen und Konzerne aufzubauen. Dabei war das mitunter gar nicht der Plan.
Jeder fängt mal klein an – Bescheidenheit führt zum Erfolg
Viele Erfolgsgeschichten großer Unternehmer haben eines gemeinsam: Der bescheidene Anfang. Wir wissen, dass Steve Jobs mit Apple in der Garage seiner Eltern angefangen hat. Oder, dass Jeff Bezos Amazon ursprünglich als kleinen Online Buchhandel vorgesehen hatte. Ebenfalls Bill Gates hat das Microsoft-Imperium selbst aufgebaut und auch Phil Knight, der Gründer von Nike, hat sein Unternehmen aus dem Nichts erschaffen.
Wer seine Firma oder Idee von Grund auf selbst erarbeitet und sein ganzes Herzblut reinsteckt, um aus seiner Vision eine Realität zu machen, der inspiriert. Anders erscheint dies jedoch, wenn man schon mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wird. Der Aufbau einer Selbständigkeit scheint in diesem Fall fast schon prädestiniert und daher kaum verblüffend zu sein, ganz egal, ob womöglich genau so viel Engagement und Arbeit dahinter stecken mag.
Natürlich hat nicht jeder die gleichen finanziellen Mittel zur Verfügung und dies sollte den Erfolg einer Geschäftsidee nicht beeinflussen. Die Geschichten von zwei großen Unternehmern, die wir zuvor schon nannten, belegen dies auch: Während Phil Knight sich für die Gründung $50 von seinem Vater lieh, erhielt Jeff Bezos $300,000 von seinen Eltern – Beide Marken haben jedoch den Durchbruch geschafft und können sich auch weiterhin auf dem Markt behaupten.
Gemeinsam stark – Hinter jedem starken Unternehmer steht ein starker Partner
All die zu Beginn des Artikels erwähnten kreativen Köpfe hinter den Milliardenunternehmen haben es nicht komplett alleine geschafft. Sie hatten Partner wie Steve Wozniak, Paul Allen oder Kimbal Musk an ihrer Seite. Auch Mark Zuckerberg hat Facebook nicht in einem Vakuum erschaffen.
Wir sollten also nicht nur auf den Erfolg einzelner Männer schauen, die an den Spitzen gigantischer Unternehmen stehen, sondern auch auf ihre Partner und früheren Unterstützer. Das macht keinen von ihnen weniger erfolgreich, aber für den Rest von uns heißt es auch, dass niemand es alleine schaffen muss und es selten kann.
Namen, die zu Marken wurden
Douglas, Rossmann, Deichmann, Aldi, Bosch und wie sie nicht alle heißen. Es sind große deutsche Unternehmen, die alle irgendwann einmal klein anfingen. Schauen wir uns einige davon an:
Aldi – Eine Geschichte über zwei Brüder, eine Entführung und Familienstreits
Besonders interessant ist natürlich die Geschichte hinter Aldi und den Brüdern Theodor und Karl Albrecht, um die sich viele Mythen ranken. Angefangen hat alles mit einem Tante-Emma-Laden in Essen, den die Jungs 1946 von ihrer Mutter übernahmen und schon sehr bald ausweiteten. Die Idee war direkt von Anfang an günstige Preise, definitiv geringere als die Konkurrenz, anzubieten und dies durch Einsparung bei der Möblierung zu erreichen.
Zunächst lief das Unternehmen noch unter dem Namen der Familie „Albrecht“. Doch nachdem die Brüder aufgrund ihrer Meinungsverschiedenheiten 1961 ihre Zuständigkeitsbereiche in Nord und Süd unterteilt hatten, eröffnete 1962 der erste „Albrecht-Discount“, aus dem schließlich Aldi (Albrecht-Discount = Al-Di) wurde.
10 Jahre nach der Trennung erlitten die Geschwister einen weiteren Schicksalsschlag. Trotz ihres zurück gezogenem Leben und ihrer Bodenständigkeit, wodurch sich das Vermögen der Unternehmer nicht wirklich erahnen ließ, wurde der Jüngere der beiden entführt und ein Lösegeld erpresst. 17 Tage lang wurde er festgehalten bis man ihn mit 7 Millionen Mark freikaufte.
Auch wenn es inzwischen weltweit Filialen gibt (seit 2000 sogar in Australien) führt die Familie Albrecht das Geschäft noch immer, aber auch die zweite Generation versucht sich weiterhin verdeckt zu halten und nicht zu viel von sich Preis zu geben.
Deichmann verdankt seinem Erfolg einer Frau – Mutter und Geschäftsfrau während der Kriegsjahre
Der erste Schuhmacherladen mit dem Namen „Deichmann“ wurde 1913 in Essen-Borbeck von Heinrich Deichmann eröffnet. Er führte das Geschäft mit seiner Frau Julie, doch verstarb bereits 1940 mit nur 52 Jahren. Sie führte das Geschäft alleine weiter und brachte es erfolgreich durch die Kriegsjahre.
Frau Deichmann erwies sich als überaus geschäftstüchtig und expandierte das Geschäft bis 1956 in die Nachbarstädte. Im selben Jahr nahm sich der Sohn dem Familienunternehmen an.
Der Erfolg des Geschäfts beruhte vor allem darauf, dass das Unternehmen es sich zum Ziel genommen hatte, die Bevölkerung mit guten und preiswerten Schuhen zu versorgen. Dieser Grundsatz gilt heute noch.
1974 eröffnete man die 100. Deichmann Filiale in Würzburg. Heute gibt es über 4.000 Filialen in 30 Ländern.
Bosch – Vom Bauer zum allseits beliebten Unternehmer
Die Firma Bosch begann mit nur einem Mann. Robert Bosch wurde 1861 geboren, entstammte der bäuerlichen Oberschicht und machte eine Ausbildung als Feinmechaniker. 1883 ging er in die USA und arbeitete dort unter anderem für die Firma von Thomas Alva Edisons (Erfinder der Glühbirne). Nach einer kurzen Anstellung bei den Siemensbrüdern in England, gründete er schließlich 1886 die Firma Bosch in Stuttgart, die damals aus einer kleinen Werkstatt mit nur zwei Mitarbeitern bestand. Nur 12 Jahre später expandierte man nach London.
Bosch legte von Anfang an sehr viel Wert auf gute Arbeitsbedingungen, stellte sicher, dass die Mitarbeiter genügend Licht und Belüftung hatten, eine gute Ausbildung bekamen und führte als einer der ersten den 8-Stunden Arbeitstag im Zweischichtsystem ein. Doch nicht nur bei seinen Angestellten genoss er Wertschätzung. Der Unternehmer spendete im Ersten Weltkrieg den Gewinn aus der Kriegsproduktion für gemeinnützige Zwecke und bot seine Fabrik als Lazarett an.
„Die Unantastbarkeit meiner Versprechungen, den Glauben an meine Ware und den an ein Wort, war mir stets höher als ein vorübergehender Gewinn.“, sagte Robert Bosch einst während einer Aufnahme 1941 und auch heute noch bleibt das innovative Unternehmen genau diesen Werten treu.
Rossmann – Immer offen, ehrlich und menschennah
Die Erfolgsgeschichte von Dirk Roßmann reicht nicht ganz so weit zurück. Mit nur 25 Jahren eröffnete Dirk 1972 in Hannover seinen ersten „Markt für Drogeriewaren“, der nur 200 Quadratmeter Verkaufsfläche aufwies.
Dirk war zu der Ansicht gelangt, dass der Verkauf von Shampoo, Lotion und Co. über den Tresen nicht mehr zeitgemäß war und wagte es, den ersten Drogerie Selbstbedienungsladen in Deutschland zu eröffnen. Er sollte Recht behalten, denn nur 10 Jahre später gehörten bereits 100 Filialen zu seiner Kette.
Obgleich die Originalfiliale im Jahr 2010 geschlossen wurde, weil sie für das Sortiment zu klein geworden war, gehören heute mehr als 4.000 Filialen europaweit zum Unternehmen, welches immer noch von dem Gründer selbst geführt wird.
Trotz seines Erfolgs hob Roßmann niemals ab und geht offen mit Schwächen und Unternehmenskrisen um, was andere inspiriert nicht aufzugeben und weiterzukämpfen, auch wenn es manchmal schwierig ist. Er veröffentlichte sogar eine Biografie, in deren Fokus der Mensch und nicht das Geschäft steht, und die das Verantwortungsgefühl sowie Selbstbewusstsein fördern soll.
Douglas – Eine Einwandergeschichte, die erst fast ein Jahrhundert später zum heutigen Erfolg führte
Heute bekommt man hauptsächlich Parfüms und Hautpflegeprodukte bei Douglas. Aber angefangen hat das Unternehmen als Seifengeschäft in Hamburg, das vom schottischen Einwanderer John Sharp Douglas 1821 in der Speicherstadt gegründet wurde.
Der Erfolg des damals noch winzigen Unternehmens beruhte schon früh darauf, dass man auf hochwertige Produkte und Spezialanfertigungen setzte.
Nach dem Tod von Douglas übernahmen zwei Kaufleute das Geschäft und entschieden sich dazu, den Namen sowie das Konzept beizubehalten. Der letztendliche Erbe der beiden, gab das Unternehmen an seine Frau weiter, die eine erste Namenslizenz für eine neue Filiale an die Schwestern Anna und Maria Carstens vergab, die 1910 die erste Parfümerie Douglas am Neuen Wall eröffneten.
Heute gibt es Douglas Filialen nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern. Das einstige Familienunternehmen gehört seit 1969 zur Hussel AG, wird aber als eigenständige Gesellschaft geführt.