Erfolgsgeschichten zum Thema Abnehmen gibt es viele im Internet. Sie inspirieren zur Nachahmung und geben Hoffnung, dass man das zusätzliche Gewicht doch noch loswird. Aber können wir diesen Storys vertrauen? Sind sie nicht nur ein Marketing Tool, die Anbieter von Nahrungsergänzungsprodukten oder Programme wie Weight Watchers einsetzen, um Kunden zu gewinnen? Wir wollen es herausfinden.
Erfolgsgeschichten als Marketing Tool
Wer nach Erfolgsgeschichten googelt, dem werden als Erstes welche übers Abnehmen angezeigt. Offenbar ist dieses Thema von großem Interesse. Die Ergebnisse, die Google uns präsentiert, sind vielfältig und reichen von motivierenden Artikeln bis hin zu Produkten, die bei diesem Vorhaben helfen sollen.
In einer Gesellschaft, die immer mehr mit Übergewicht zu kämpfen hat, wo gesunde Ernährung und Fitness in jeder zweiten Werbung thematisiert werden, sind die positiven Beispiele gerade beim Thema Diäten Gold wert.
Insbesondere Anbieter von Artikeln oder Programmen, die beim Gewicht verlieren helfen, nutzen Storys von Anwendern als Marketing Tool. Wir sehen Vorher- und Nachher-Bilder von Nutzern, die ein Produkt eingenommen haben oder ein Programm mitgemacht haben, welche ihnen aktiv beim Abnehmen assistiert haben.
Wir alle kennen diese Werbung: Verschiedene Menschen strahlen uns entgegen, preisen ein Wundermittel an und zeigen uns ihre alten, viel zu großen Hosen, um den Effekt zu belegen.
Selbst Prominente werden hier herangezogen, um von ihren Erlebnissen zu berichten. Weight Watchers beispielsweise hat viele Anhänger auch unter Promis. Und hier ist der Wandel eindeutig nachvollziehbar, denn wir wissen, wie diese Stars vorher aussahen.
Erfolgsgeschichten sind daher nicht nur ein beliebtes, sondern auch wirksames Marketinginstrument. Der potenzielle Kunde bekommt hier etwas Greifbares, nicht nur leere Versprechen, die er nicht prüfen kann.
Warum Erfolgsgeschichten wirken
Es gibt keinen Zweifel daran, dass Erfolgsgeschichten als Marketinginstrument wirken. Aber was reizt uns daran, vom Durchbruch anderer zu hören?
Hoffnung.
Wenn jemand anderes es geschafft hat, dann schaffen wir es auch. Dabei kommt es nicht mal auf die Wirkung von bekannten Personen an.
Auch wenn Weight Watchers sich gerne seiner prominenten Kundschaft bedient, zeigt uns das Unternehmen auch, wie seine „ganz normalen“ Teilnehmer ihre Ziele erreicht haben. Schließlich sind diese es, mit denen sich die meisten von uns identifizieren.
Wenn wir uns mit diesen Geschichten identifizieren können, dann nährt das auch die Hoffnung. Mit dem Ergebnis, das Weight Watchers mit seinem Konzept bereits seit 1963 weltweit erfolgreich ist. Das liegt nicht nur an der Idee dahinter, sondern eben auch daran, dass es nachweisbar funktioniert.
Können wir Erfolgsgeschichten vertrauen?
Nun, die meisten Erfolgsgeschichten sind Teil einer Marketingstrategie und verfolgen einen bestimmten Zweck. Das heißt zum einen, dass man sie mit Vorsicht genießen sollte. Zum anderen sollte man sich aber auch bewusst sein, dass Unternehmen an Glaubwürdigkeit einbüßen, sollten sie uns von falschen Begebenheiten berichten.
Wären die gezeigten Ergebnisse von Weight Watchers nicht wahr, dann wäre das Unternehmen nicht seit bald 60 Jahren im Geschäft.
Aber in der Werbung erfahren wir immer nur das, was wir hören sollen. Person A mag gut und gerne 20 Kilogramm verloren haben, nachdem sie sich für das Programm angemeldet hat. Die Fotos beweisen dies schließlich.
Wir mögen auch erfahren, wie einfach das alles ist, dass die App alles hat, was man braucht, das die Gerichte schmecken und man sich praktisch nicht einschränken muss, solange man innerhalb seiner vorgegebenen Punktzahl bleibt.
Ein Produkt, welches Marketing mithilfe von Erfolgsgeschichten betreibt, wird aber unter Umständen einige Details auslassen. Beim Thema Gewichtsverlust werden wir daher nicht unbedingt davon hören, wie viel Sport mit in das Unterfangen geflossen ist. Die meisten Menschen, die ernsthaft abnehmen wollen, werden nicht nur ihre Ernährung umstellen, sondern auch körperlich aktiver werden.
Je nachdem wer dieses Werbeinstrument für sich nutzbar machen möchte, werden daher nur von der jeweils einen oder anderen Seite die positiven Effekte beleuchtet.
Das heißt, ja, wir können Erfolgsgeschichten Glauben schenken. Aber wir sollten alle Aspekte der Story kennen und nicht nur das hinnehmen, was man uns zeigen will. Das schmälert weder den Erfolg der Geschichte noch das Produkt, das beworben wird. Es gibt uns allerdings alle Informationen, die wir brauchen, um uns für oder gegen ein Angebot zu entscheiden. Dazu gehören auch Misserfolge.
Misserfolge auf dem Weg zur Erfolgsgeschichte
Über Misserfolge wird nicht gerne gesprochen. Sie scheinen auch als Marketing Tool nicht unbedingt geeignet. Wenn wir jedoch ganz ehrlich sein wollen, müssen wir eingestehen, dass praktisch jedem Erfolg zunächst einige Rückschläge vorausgingen.
Bevor wir obsiegen, scheitern wir – und zwar wieder und wieder. Das ist gerade beim Abnehmen der Fall. Jeder, der sich schon einmal mit dem Thema beschäftigt hat, sei es, um selbst abzunehmen oder jemanden dabei zu unterstützen, begegnet unzähligen Diäten, Mitteln, Programmen und Strategien. Es gibt so viele Meinungen wie es Internetseiten zu diesem Thema gibt.
Niemand landet sofort bei Weight Watchers und erklärt sich zu einer Erfolgsgeschichte. Vermutlich haben die meisten Nutzer vorher verschiedene Diäten und Nahrungsergänzungsprodukte ausprobiert. Diese haben kurzzeitig geholfen und dann hat man wieder zugenommen. Der Jo-Jo-Effekt.
Es gibt sicher auch genügend Menschen, die am Weight Watchers Programm gescheitert sind und es stattdessen anders geschafft haben.
Versagen gehört dazu. Man will darüber aber nicht reden, denn dies trägt nur zu unserem Unbehagen bei. Es ist und bleibt aber dennoch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Ziel.
Endlich langfristig abzunehmen ist keine Geschichte unmittelbaren Erfolgs. Es ist eine Geschichte vieler kleiner und größerer Misserfolge.
Ehrlichkeit als Marketing Tool
Um von diesen Misserfolgen zu erfahren, bräuchte es ein Marketing Tool, das auf Ehrlichkeit baut.
Tatsächlich wird sogar in der Werbung von Abnehmprogrammen und anderen Produkten diffus darauf hingewiesen, dass man sich lange mit Jo-Jo-Diäten und dergleichen herumgeschlagen hat. Der vorherige Misserfolg wird zumindest angedeutet, wenn auch nicht im Einzelnen erklärt. Dafür reicht die Zeit auch nicht, schließlich will man ja ein vielversprechendes Mittel verkaufen.
Aber Ehrlichkeit als Marketinginstrument verspricht seinen eigenen Erfolg. Die meisten Konsumenten mögen es nicht, wenn man ihnen etwas vormacht. Niemand will hören, dass man dutzende Male scheitern muss, bevor man erste Veränderungen sehen kann. Doch genauso wissen wir, dass erfolgreiches Abnehmen uns mehr abverlangt als eine Mahlzeit am Tag durch einen Shake zu ersetzen und dass auch eine Diät von mehr Sport profitiert.
Dadurch wird der Wirkung des Programms nicht negiert und wir fühlen uns endlich mal von der Werbung verstanden.