Als viertgrößte Wirtschaft der Welt, ist Deutschland ein Ziel für viele, die hier ein besseres Leben beginnen wollen, die gutbezahlte Arbeit suchen oder die einfach Erfahrungen in einem anderen Land machen möchten. Was man wissen sollte, wenn man in Deutschland arbeiten möchte, erfahrt ihr hier.
Wie fange ich es an?
Wer in Deutschland arbeiten möchte, aber hier gegebenenfalls nicht lebt oder erst nach Deutschland umziehen muss, der sollte zuvor einiges wissen.
Gibt es ausreichend Jobs?
Grundsätzlich ja. Die Arbeitslosenquote schwankte in den letzten 5 Jahre zwischen 5 und 6,5 Prozent. Der Arbeitsmarkt sieht dennoch sehr gut aus und das Jobangebot ist groß und vielfältig. Natürlich braucht man die erforderlichen Qualifikationen, um sich auf viele dieser Jobs bewerben zu können.
Brauche ich ein Visum?
Wer aus der EU bzw. dem EWR (Europäischen Wirtschaftsraum) oder der Schweiz kommt, der braucht kein Visum, um in Deutschland leben und arbeiten zu können. Derzeit brauchen lediglich Staatsangehörige aus Rumänien und Bulgarien eine Arbeitsgenehmigung, um in Deutschland einer Tätigkeit nachgehen zu können.
Alle anderen genießen die sogenannte „Freizügigkeit“, die es Staatsangehörigen der EU, des EWR und der Schweiz erlauben innerhalb der zugehörigen Länder dort zu leben und zu arbeiten, wo sie es wünschen.
Staatsangehörige aus Nicht-EU Ländern brauchen zumeist mindestens eine Arbeitserlaubnis, aber oft auch ein Visum, um hier arbeiten zu können.
In 5 Schritten in Deutschland arbeiten
Es braucht 5 Schritte, um den Wunsch in Deutschland zu arbeiten zu realisieren. Grob vereinfacht sind dies:
- Traumjob finden (in der Regel über Jobbörsen im Internet)
- Bewerben und erfolgreich den Job bekommen (ohne Jobangebot gibt es keine Arbeitsgenehmigung, sollte diese notwendig sein)
- Gegebenenfalls ein Visum und/oder eine Arbeitsgenehmigung beantragen
- Krankenversicherung aussuchen
- Nach Deutschland umziehen und sich bei der Meldestelle anmelden
Wie gesagt, das ist ein extrem vereinfachter Verlauf, denn die einzelnen Schritte erfordern zum Teil längere Wartezeiten, viel Papierkram und einiges an Verwaltungsaufwand.
Die Möglichkeiten sind endlos
Langfristig wird davon ausgegangen, dass Deutschland jährlich über 250.000 Zuwanderer benötigt, die hier einer Beschäftigung nachgehen wollen. Insbesondere Fachkräfte werden händeringend gesucht. Ihnen wird es daher auch deutlich einfacher gemacht, eine Arbeitserlaubnis (so notwendig) in Deutschland zu erhalten.
Welche Jobs werden gesucht?
Chancen auf erfolgreiche Jobsuche in Deutschland haben vor allem Fachkräfte aus folgenden Bereichen:
- Medizinisches Personal (Ärzte, Krankenpfleger und Altenpfleger)
- Programmierer und Softwareentwickler
- Elektrotechniker, -installateure
- Architekten und Bauingenieure
- Wissenschaftler (verschiedene Spezialisierungen)
- IT-Spezialisten
- Kundenberater bzw. -betreuer (besonders mehrsprachig)
- Produktionshelfer, saisonale Erntehelfer
Fachkraft, Ausbildung, Praktikum
Fachkräfte haben es besonders einfach, in Deutschland einen Job zu finden und ggf. eine Arbeitserlaubnis zu erhalten.
Junge Menschen, die auf der Suche nach einer Ausbildung sind, werden allerdings auch gerne gesehen, denn es gibt mitunter mehr Ausbildungsplätze als Auszubildende. Wer aus einem Nicht-EU-Land stammt, braucht allerdings die Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit.
Auch ist es Hochschulabsolventen möglich, nach Deutschland einzureisen und sich hier auf die Suche nach einem Arbeitsplatz zu begeben. Hierzu können sie ein 6-monatiges Visum bekommen, müssen aber nachweisen, dass sie sich für die Zeit der Arbeitssuche den Lebensunterhalt in Deutschland sichern können. Im Zuge der Arbeitssuche ist es unter Umständen auch möglich, ein Praktikum in Deutschland zu machen.
Was ist die „Blaue Karte EU“?
Die sogenannte „Blaue Karte EU“ ist einer amerikanischen Greencard nicht unähnlich. Sie wird an qualifizierte Bewerber aus dem Nicht-EU-Ausland vergeben, die ein konkretes Jobangebot mit einem Mindestverdienst von jährlich €55.200 brutto (Stand 2020) vorweisen können.
Je nach Beruf, muss die Bundesagentur für Arbeit jedoch ihre Zustimmung geben.
In Deutschland für eine ausländische Firma arbeiten
Ein Sonderfall betrifft die Anstellung in Deutschland bei einer ausländischen Firma. Dies gilt, egal ob man als Ausländer nach Deutschland zieht und hier für diese Firma arbeitet oder ob man als Deutscher für eine ausländische Firma arbeitet.
Hier befindet man sich in einer „remote“ (also in der Ferne) Beschäftigung.
Mit Niederlassung
Einfacher ist es, wenn das Unternehmen eine Niederlassung in Deutschland hat, denn so kann man dort beschäftigt sein und alle anfallenden Lohnsteuerabgaben werden ganz normal über die Niederlassung gemäß dem deutschen Steuergesetz geregelt.
Ohne Niederlassung
Hat das Unternehmen jedoch keine Niederlassung in Deutschland, wird es unter Umständen kompliziert. Wer in Deutschland arbeitet, für den müssen hier auch die Sozialabgaben entrichtet werden. Hinzu kommt die zu entrichtende Lohnsteuer.
Große Firmen, die es sich leisten können, beauftragen hier oftmals ein Steuerbüro, welches sich um alle Steuerangelegenheiten kümmert.
Wer aber beispielsweise für ein kleines Unternehmen in Deutschland tätig ist oder auch für ein Start-Up, der muss unter Umständen in eine selbstständige Beschäftigung übergehen, muss dann aber für sämtliche Abgaben und die Krankenversicherung selbst aufkommen, was sich im Gehalt widerspiegeln sollte.
Der umgekehrte Fall – Als Deutsche im Ausland arbeiten
Natürlich ist es deutschen Staatsangehörigen ebenso möglich innerhalb der EU bzw. dem EWR und der Schweiz auf Jobsuche zu gehen und dort zu arbeiten. Hier unterscheiden wir zwei Varianten:
- Im Ausland arbeiten und leben
- Im Ausland arbeiten, aber in Deutschland leben
Wer im europäischen Ausland leben und arbeiten will, der muss auch dort auf Job- und Wohnungssuche gehen und sehr ähnliche Schritte durchlaufen, die Ausländer auf Job- und Wohnungssuche in Deutschland durchlaufen müssen.
Grenzgänger
Der Sonderfall sind die sogenannten „Grenzgänger“. Das sind jene, die in Deutschland leben, hier weitgehend ihr soziales Netzwerk haben, aber im Ausland arbeiten. Hier lebt man in der Regel an der Grenze (oder zumindest in der Nähe) des Landes, in dem man arbeitet. Besonders häufig findet man Grenzgänger in der Schweiz, Frankreich, Österreich, den Niederlanden (Holland), Polen und Österreich, aber auch Luxemburg, Belgien und Dänemark.
Man lebt auf der deutschen Seite, zahlt hier seine Einkommenssteuer und schickt hier in der Regel auch seine Kinder zur Schule. Zur Arbeit geht es entsprechend ins Nachbarland.
In Deutschland zu leben und im Ausland zu arbeiten bietet viele Vorteile und ist oft weit weniger kompliziert, als man meinen möchte. Der Arbeitgeber hat hier mehr Hürden zu nehmen als der Arbeitnehmer. Und Fachkräfte werden im Ausland ebenso dringend benötigt wie bei uns.
Wer dann vielleicht noch in der Schweiz arbeitet, bekommt sogar noch ein deutlich besseres Gehalt als in Deutschland, wenn auch nicht auf dem gleichen Stand wie ein Schweizer Bürger.